„Ausfälle und Stagnation gibt es nicht mehr“
(17.04.2010) Nachhaltiges Arbeiten durch eine innovative Personalstruktur bei Baumgarten
Buchen und Eichen, Weidenkätzchen und Kastanien, Gärtner und Förster.
Was sich wie die Bestandsaufnahme eines Waldes anhört, ist vielmehr die Teamstruktur im Unternehmen Baumgarten in Weyhers. Hier wird schon heute ein zum Teil revolutionäres, auf jeden Fall zukunftsorientiertes Personalkonzept im Sinne der Nachhaltigkeit umgesetzt. Selbstorganisation und Eigenverantwortung aller Mitarbeiter stehen dabei im Blickpunkt. Zwar gibt es noch eine Geschäftsleitung, diese hat jedoch ihre Befugnisse zu einem guten Teil abgegeben. Stattdessen organisieren sich zwei Führungsteams – Gärtner und Förster – sowie drei Verkaufsteams – Buche, Eiche und Lärche – und vier Montageteams – Pilz, Weidenkätzchen, Kastanie und Waldmeister – völlig autark. Konsequenterweise erhalten alle Mitarbeiter inzwischen auch eine Gewinnbeteiligung.
Wie kam es zu dieser Umstrukturierung?
„Das haben wir einem ,Puma‘ zu verdanken“, witzelt Volker Hank vom Team Förster und meint mit Puma den Kerngedanken, unter dem Baumgarten diese Neuerung eingeführt hat: „Prozess-Umstellung mit Anspruch“. Hier ist der Name Programm: „Der Puma ist stark, dynamisch und mutig – das Bild passt. Die Mitarbeiter sollten sich schon von Anfang an mit der Umstellung identifizieren. Daher haben wir gemeinsam diesen Namen ausgesucht“, ergänzt Volker Baumgarten.
Sein Vater erinnert sich: „Auslöser war die wirtschaftliche Situation. Bis Ende der 90er Jahre hatten wir ein gut florierendes Geschäft. Ab dem Jahr 2000 fingen die Probleme an. Die Lösung hatte der Unternehmenscoach Ernst Weichselbaum parat, der uns klar machte, dass zwar die Arbeiten tiptop und professionell ausgeführt werden, der Informationsfluss untereinander jedoch stockt. Da es seit jeher unser Ziel ist, keine zufriedenen, sondern begeisterte Kunden zu haben, musste etwas passieren.“
Nachhaltige Umstrukturierung lautete das Zauberwort.
So müssen Urlaubsanträge nicht mehr bei der Geschäftsleitung eingerecht werden, sondern die Absprachen erfolgen innerhalb der Teams. Grundregel: 60 Prozent eines Teams sollte immer anwesend sein. Außerdem können in Stoßzeiten auch Kollegen untereinander ausgeliehen werden. „Generell gilt: Das Team ist als Ganzes für die Erledigung eines Auftrags zuständig. Keiner geht vorher. So stellen wir sicher, dass die Arbeit auf allen Schultern gleichmäßig verteilt wird und die Leistung immer gleich bleibt. Das verhindert Ungerechtigkeiten und stärkt den Zusammenhalt unter den Mitarbeitern“, betont Geschäftsführer Volker Baumgarten.
OK-Punkt als Herzstück der täglichen Arbeitsabläufe
Herzstück der Arbeit ist eine umfangreiche Datenbank, auf die jeder einzelne Mitarbeiter Zugriff hat. „Das ist quasi unsere Bibel, in der alle Aufträge bis ins kleinste Detail aufgeführt sind. Von der Materialbeschaffung über die Anliefertermine an der Baustelle bis hin zur Montage, vom Auftragsvolumen über die Kosten der Einzelposten bis hin zur Stundenanzahl, die für jeden einzelnen Arbeitsschritt vom Mitarbeiter X benötigt wird.
„Die Gesamtliste umfasst aktuell 16 000 Zeilen. Der Vorteil von so viel Bürokratie? „Ausfälle oder Stagnation gibt es nicht mehr. Bei Krankheit oder Urlaub eines Mitarbeiters weiß trotzdem jeder, was zu tun ist. Wir können täglich Bilanzen auslesen und sehen, ob wir im kalkulierten Kostenrahmen bleiben. Ebenso kann der Kunde zu jeder Zeit erfragen, wie weit sein Bauvorhaben gediehen ist“, zeigt sich auch Senior-Chef Otto Baumgarten von der innovativen Arbeitsstruktur überzeugt. „Bürokratie ist die Verwaltungsarbeit, hinter der kein direkter Nutzen steht. Für uns ist der positive Effekt aber gewaltig.“
Übrigens sind selbst die Namen der Teams mit Sinn und Verstand gewählt: Gärtner und Förster zum Beispiel leitet sich vom Unternehmensnamen Baum-Garten ab: Förster kümmern sich um den Waldbestand, Gärtner pflanzen und gestalten. Beide Führungsteams tragen dafür Sorge, dass der sogenannte „OK“-Punkt funktioniert – die Nahtstelle zwischen Auftragserlangen und Vertragserfüllung. „Den Ausspruch ,Fangt einfach schon mal an‘ hört man bei uns nicht. Am OK-Punkt dürfen keine Fragen mehr offen sein, so dass die handwerklichen Arbeiten ohne Rückfragen der ausführenden Mitarbeiter beginnen können. Damit vermeiden wir unproduktive Arbeitsstunden und das Nachbessern. Unser Motto lautet: Vorbeugen ist besser als heilen.“
(Veröffentlicht in Fuldaer Zeitung, 17.04.2010)
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