Berufe für Jungen und Mädchen
Fulda. Es gibt Männerberufe und es gibt Frauenberufe, meinen die Schülerinnen und Schüler, die gestern beim Girls’ Day und Boys’ Day Arbeitsluft schnupperten. Wir waren beim Bauunternehmen Baumgarten und der Arbeitsagentur zu Gast und haben die Teenager begleitet.
Andreas Heil (14), Mirco Bornemeier (13) und Carl Spiegel (12) sitzen vorne in der Reihe, wo sie vielleicht in der Schule auch sitzen. Aber heute ist keine Schule: Die drei Schüler haben nämlich frei, um am Boys’ Day die Arbeitsagentur in Fulda und das Finanzamt kennenzulernen. “Es ist spannend”, meint Carl von der MIttelpunktschule in Hilders. “Auch, wenn ich lieber Förster werden möchte. Aber zu sehen, wie das hier funktioniert, was man machen muss, wenn man sich arbeitslos meldet, das wusste ich alles gar nicht.”
Wolfgang Schad, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit, findet seine insgesamt 24 Besucher sehr aufgeschlossen und freut sich über das rege Interesse. “Wir hätten mit diesem Andrang gar nicht gerechnet und hatten nur 2 Plätze”, schildert der 46-jährige. Wir zeigen mit unseren Auszubildenden, was wir hier machen. Und dann müssen die Jungs auch mal ran, Bögen ausfüllen, denn dies ist ein Verwaltungsjob.” Die Agentur sucht nach männlichen Bewerbern für Verwaltungstätigkeiten: “Wir sind hier fas nur Frauen”, sagt Pressesprecherin Luzia Kremser. Die drei Schüler scheint das nicht zu überraschen.
“Ich wäre gern Journalist”, sagt Andreas, der von der Freiherr-vom-Stein-Schule kommt. “Mit Zahlen und so, das wäre nichts für mich.” Im Übrigen, finden die drei Jungs, gäbe es eben Frauen- und Männerberufe. Und warum? “Es ist doch kein Wunder, dass hier eher Mädchen arbeiten. Die sind gut organisiert und auch viel besser in der Schule”, meint Carl.
Im Bauunternehmen Baumgarten, in einer großen Halle umringt von Bäumen, stehen sechs Mädchen von der Von-Gallen-Schule in Eichenzell. “Sie sollen heute einen Einblick ins Baugeschäft bekommen”, erklärt Martin Herget. Und zwar von der Planung einer Wohnung bis zum Bau. Der 48-jährige betreut die Auszubildenden bei Baumgarten.
“Wir haben schon kleine Wohnungen zeichnen dürfen”, erzählt Selina Schaffrath (13) strahlend. “Das hat richtig Spaß gemacht.” Die Mitschülerinnen Lina Birkenbach (13) und Annika Keßler (10) pflichten ihr bei. “Ist ja auch praktisch, wenn man eine eigene Wohnung einrichten will, oder?”
Martin Herget führt die sechs durch die Halle, die bis unter das Dach mit Holz gefüllt ist. “Wir haben zwar kein richtiges Problem, es gibt Mädchen in diesem Beruf. Aber da wir viel auf Baustellen unterwegs sind, teilweise auch über Nacht, ist das vielleicht nicht so attraktiv für Frauen”, sagt Herget achselzuckend.
In der Halle bleiben die Mädchen stehen. “Also das Zeichnen und Einrichten hat echt Spaß gemacht”, sagt Selina. “Aber das zu bauen, so mit Maschinen auf der Baustelle …”, alle drei gucken sich an. “Das wär nichts für mich. Ich glaube, dass ist eher ein Männerberuf.” Hätten sie nicht gerne auch Jungs dabei? “nee”, sagen die Mädchen und verziehen das Gesicht. “Die machen nur Quatsch und nehmen nichts ernst. D könnten wir uns gar nicht konzentrieren.”
Der Girls’ Day, ein bundesweite Aktion für Mädchen, fand zum Elften Mal statt. Der Boys’ Day wurde zum zweiten Mal veranstaltet.
(Veröffentlichung: Fuldaer Zeitung, Alexander Krützfeldt)
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